Das ewige Ziel der USA: Die Weltherrschaft
Beim 544. offiziellen Kontakt sprachen Billy und Ptaah am 1. September 2015 über die kriegerischen Machenschaften der USA und über die unrühmlichen Rollen verschiedener US-Präsidenten (siehe FIGU-Sonder-bulletin Nr. 71 vom Januar 2013). Billy erwähnte dabei den Präsidenten George Washington, «der mit dem Siebenjährigen Krieg von 1756–1763 eigentlich den ersten Weltkrieg ausgelöst hat, folgedem also bereits drei Weltkriege stattgefunden haben und nicht erst zwei.». Die USA streben seit jeher nach der Weltherrschaft und sind durch die Folgen des zweiten Irak-Krieges hauptverantwortlich für das Entstehen der Terror-Organisation ‹Islamistischer Staat›. Der US-amerikanische Publizist William Blum sprach darüber kürzlich offene und deutliche Worte.
William Blum: Die USA sehen sich als die auserwählte Nation
30. April 2015 Non Profit News Redaktion
William Blum ist ein US-amerikanischer Publizist und Kritiker der Aussenpolitik der USA. Er war früher beim State Department beschäftigt, das er 1967 wegen seiner Opposition zum Vietnamkrieg verliess. Blum hat dem Nachrichtensender RT ein bemerkenswertes Interview gegeben.
Im folgenden die deutsche Übersetzung des Interviews von Blum mit RT.:
Moderatorin: Unser heutiger Gast ist William Blum – der Historiker und Autor einer Reihe von Bestseller, darunter ‹Der Schurkenstaat USA› und ‹Amerikas tödlichster Export-Demokratie›. Willkommen zu unserer Sendung, schön, dass Sie hier heute mit uns sprechen können. Hillary Clinton erklärte sich bereit bei den Präsidentschaftswahlen für die Demokratische Partei zu kandidieren. Und Jeff Bush wird wahrscheinlich für die Republikaner kandidieren. Also, wieder Bush und Clinton – das haben wir schon mal gesehen. Wer von ihnen ist der bessere Präsidentschaftskandidat, nicht nur für die USA sondern für den ganzen Planeten? Zum Beispiel für die Aufrechterhaltung des globalen Friedens.
Blum: Ich glaube nicht, dass die US-Aussenpolitik sich überhaupt ändern wird, unabhängig davon, wer im Weissen Haus sitzt – Bush, Clinton oder wer auch immer. Unsere US-Politik ändert sich nicht, das gilt auch für Barak Obama. Es spielt keine Rolle, welcher Präsidentschaftskandidat von welcher Partei. Die Republikaner oder die Demokraten – sie verfolgen die gleiche Aussenpolitik.
Moderatorin: Warum glauben Sie, dass die beiden Parteien einen und denselben aussenpolitischen Kurs haben und sich von einander nicht unterscheiden?
Blum: Weil Amerika seit zwei Jahrhunderten das grundlegende Ziel verfolgt – und das ist die Weltherrschaft. Dieses Ziel wird spätestens seit den 1890-er Jahren oder noch früher verfolgt. Von der US-Vorherrschaft in der Welt träumen sowohl die Republikaner als auch die Demokraten, die Liberalen und die Konservativen. Die Idee ist, dass wir die auserwählte Nation sind und dass wir etwas Wichtiges der restlichen Welt mitzuteilen haben, unsere Werte der US-amerikanischen Auserwähltheit. In dieser Hinsicht widersprechen sich die Republikaner und Demokraten nicht. Bei den Wahlen vertreten sie unterschiedliche Ansichten in einigen Fragen, damit der Eindruck entsteht, es gebe einen Unterschied zwischen diesen beiden Parteien. Aber sobald eine der Parteien zur Macht kommt, betreibt sie immer die gleiche Politik – die Weltdominanz der USA.
Moderatorin: Wenn wir auf das Jahr 2009 zurück blicken, als der US-Präsident Barak Obama ankündigte, dass wenn man eine Lösung für Irans Atomprogramm finde, wird der US-Raketenschild in Europa nicht mehr notwendig sein.
Obama im Jahre 2009: «If the Irania threat is eliminated, we will have a stronger basis for security. And the driving force for missile construction in Europe will be removed.»
Moderatorin: Heute stehen wir so nah wie niemals zuvor vor so einer Lösung des iranischen Atomprogramms, wir stehen kurz vor der Unterzeichnung des historischen Abkommens mit dem Iran. Aber die NATO erklärte, es wird sich nichts mit dem US-Raketenschild in Europa ändern. Warum nicht?
Blum: Weil die NATO den Wunsch der USA teilt, in der Welt herrschen zu wollen. Die NATO ist für die USA lediglich ein Werkzeug, es gibt keinen Unterschied der US-Aussenpolitik und der Politik der NATO. Beide verfolgen das gleiche Ziel. Es würde die NATO haute nicht geben, wenn die USA nicht in der NATO Allianz Mitglied wären. Die USA haben die NATO gegründet, die USA sind der Hauptfinanzier der NATO. Da ist kein Unterschied zwischen den USA und der NATO. Beide haben die gleichen Ansichten in Bezug auf die US-amerikanische Weltherrschaft. Es ist egal, was der Iran tut oder nicht tut, die USA und die NATO wissen, dass der Iran der Gegner des US-Imperiums ist. Und jeder, der ein Gegner des Imperiums ist, muss beseitigt werden. Ob das der Iran, Venezuela, Kuba oder wer auch immer, das ist der Test: Liebst du das Imperium oder nicht.
Moderatorin: Lassen Sie uns bei der Theorie der globalen Vorherrschaft der USA bleiben. Die NATO verstärkt zurzeit ihre Truppen an der Grenze zu Russland. Die Eingreiftruppen der NATO in Osteuropa sollen auf 30.000 Soldaten aufgestockt werden. Warum tut man das? Gegen wen sind diese Truppen gerichtet?
Blum: Diese NATO-Aktivitäten sind gegen Russland gerichtet. Die USA werden niemanden dulden, der im Weg der globalen Expansion des US-Imperiums steht. Russland und China sind als die einzigen Nationen in der Lage, dem US-Imperium im Wege zu stehen. Andere Nationen wir Kuba, Venezuela und der Iran werden von den USA auch als Feinde empfunden, weil diese Länder über einen grossen internationalen Einfluss verfügen. Kuba hat einen Einfluss auf die ganze westliche Hemisphäre, daher gilt Kuba für die USA als Feind. Aber das Hauptmerkmal – ob man das US-Imperium und seine globale Expansion unterstützt oder nicht – nach diesem Merkmal fallen alle von mir genannten Länder durch, von Kuba bis hin zu Russland. Einige könnten mir erwidern, dass ich das alles zu einfach sehe…
Moderatorin: Glauben Sie auch, dass die USA Gewalt gegen ihre Feinde anwenden werden?
Blum: Die USA setzen Gewaltanwendung gegen ihre Feinde auf regelmässiger Basis zwei Jahrhunderte lang ein. Natürlich wenden die USA Gewalt an, gegen Kuba beispielsweise, dort haben sie militärisch interveniert. Die USA haben 60 Jahre lang alle möglichen Gewaltakte der kubanischen Emigranten unterstützt. Die Gewaltanwendung war immer schon ein Bestandteil der US-Aussenpolitik. Lassen Sie mich das für Ihre Zuschauer zusammenfassen: seit 1946 haben die USA über 50 Regierungen in verschiedenen Ländern weltweit gestürzt. Und seit 1946 haben die USA versucht, über 50 Staatschefs durch Attentate zu ermorden, USA warfen Bomben seit 1946 auf etwa 30 Länder ab. Die USA haben in mindestens 20 Ländern die politischen Parteien unterstützt, die eine Revolution anstrebten. Es gibt noch mehr Tatsachen, die ich jetzt aber nicht genau in Erinnerung habe, aber das ist absoluter Rekord in der ganzen Geschichte der Menschheit. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass diese US-Politik sich ändert oder ändern wird, ausgenommen die Situation, in der zukünftig eine noch stärkere Macht aufkommt, die die USA schlagen könnte.
Moderatorin: Der französische Geheimdienst, und Franzosen scheinen Alliierte der USA zu sein, also der Chef des französischen Geheimdienstes erklärte vor kurzem, dass man keine Beweise für die Pläne Russlands gefunden habe, in der Ukraine intervenieren zu wollen. Wenn das so ist warum dann hat die NATO so lange so gebetsmühlenartig über russische Invasion in der Ukraine behauptet?
Blum: Weil Russland zwei Merkmale eines Feindes der USA hat, die Washington nicht tolerieren kann. Ein Merkmal davon sind die sehr mächtigen militärischen Fähigkeiten Russlands. Und zweitens, Russland steht in keiner politischen Abhängigkeit von den USA, Russland ist von dem US-Imperium nicht gerade begeistert. Das gleiche gilt für China. Also, es sind zwei Sachen, die einen zum US-Feinden machen: keine grosse Liebe für das US-Imperium und die militärische Stärke. Das macht einem zum militärischen Ziel Washingtons.
Moderatorin: das Problem dabei ist, in der Ukraine ist jetzt offiziell Waffenstillstand, aber jetzt sind dort die US-Truppen angekommen mit dem Ziel, die ukrainische Armee auszubilden. Also warum ausgerechnet schickt jetzt Washington seine Truppen in die Ukraine, wo man die Waffenruhe hat und es wird über eine Friedenslösung verhandelt?
Blum: Weil Washington sehr wohl weiss, dass die Menschen in der Ostukraine, die sich an Russland orientieren, können nicht umgestimmt werden zugunsten Washingtons. Es ist unmöglich, die prorussischen Ostukrainer für Washington zu gewinnen, daher weil Washington gegen diese Menschen militärisch vorgeht. Die USA haben vor, die prorussischen Ostukrainer militärisch zu beseitigen, sobald dafür eine entsprechende politische Grundlage vorbereitet ist. Washington wird von seinen Absichten und getroffenen Entscheidungen nicht zurückweichen. Ich wiederhole: Washington will die Weltherrschaft, und jeder, einschliesslich die Ostukrainer, der sich diesem globalen Ziel der USA widersetzt, wird automatisch zum Feind der USA. Und vielleicht wird gegen solche Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt die militärische Gewalt angewendet.
Moderatorin: Also Sie sagen, dass Amerika den Frieden in der Ukraine nicht will, weil die USA ihre US-Truppen dorthin senden. Wie können dann die Europäer in der Ukraine die Friedensverhandlungen ohne US-Beteiligung führen?
Blum: Washington sucht weder den Frieden noch den Krieg, Washington strebt die globale Dominanz an, und wenn er es friedlich erreichen kann, dann ist es wunderbar. Wenn die USA ihre globale Dominanz jedoch nicht durch Frieden etablieren können, dann wird dazu der Krieg eingesetzt. So einfach ist das.
Moderatorin: Wie Sie gesagt habe, dass die USA der Hautfinanzier in der NATO sind, und gemessen an der Wirtschaftsleistung eines NATO-Mitglieds leisten die USA und Estland die grössten Beiträge in der NATO. Warum zahlen dann die übrigen NATO-Mitglieder so wenig in die Nato-Kasse ein? Für sie ist die NATO doch genauso wichtig oder?
Blum: Jeder NATO-Staat hat seine eigenen innenpolitischen Probleme und aufgaben, jedes NATO-Mitglied hat seine eigenen finanziellen Möglichkeiten, und jedes NATO-Land hat seine eigenen spezifischen Beziehungen mit Washington, aber abgesehen von diesen Einzelheiten kein einziges NATO-Land würde sich gegen Washington auflehnen, kein NATO-Mitglied würde sich trauen, zum Beispiel die Rebellen in der Ostukraine zu unterstützen, kein einziger würde das tun. Daher hat es keinen Sinn sich zu überlegen, wer wieviel mehr Geld in die NATO einzahlt. Kein einziges NATO-Mitglied würde gegen die Politik der USA in der Ukraine oder anderswo in der Welt handeln.
Moderatorin: Andererseits, sehen wir, dass Europa, USA und Russland mit den gleichen Bedrohungen im Sicherheitsbereich konfrontiert werden, zum Beispiel Syrien, ISIS, Afghanistan. Diese gemeinsamen Probleme beziehungsweise Bedrohungen sind da. Ist es möglich für diese Staaten bei absoluter Notwendigkeit auch zusammen zu arbeiten?
Blum: Es sind nicht dieselben Bedrohungen. Wenn Washington die Menschen eines Staates für Feinde der USA erklärt, bedeutet das nicht, dass sie eine Bedrohung für die USA sind. Zum Beispiel Syrien stellt für die USA überhaupt keine Bedrohung dar. Auch der Irak nicht, und auch Libyen nicht. Die USA intervenieren in einem Land nach dem anderen unabhängig davon, ob diese Länder eine Bedrohung für die USA darstellen oder nicht. Solange diese Länder nicht an das US-Imperium glauben beziehungsweise an seiner Seite stehen wollen, solange sie den Feinden des US-Imperiums helfen, werden sie von den USA angegriffen. Welche Bedrohung stellte für die USA Libyen dar? Die USA und die NATO intervenierten in Libyen und bombardierten das Land ohne jegliches Mitleid einfach platt, dem Boden gleich gemacht. Heute ist Libyen ein gescheiterter Staat. Welche Bedrohung stellt Libyen für die USA dar? Da gab es keine Bedrohung. Russland erklärt Libyen nicht für eine Bedrohung, nicht weil Russland eine andere Aussenpolitik hat, sondern weil Russland nicht so paranoid ist wie das die USA sind. Und Russland strebt keine Weltherrschaft an.
Moderatorin: Russland hat man immer wieder kritisiert für seine Entscheidung, moderne Raketenabwehr-Systeme an den Iran zu liefern. Also, warum ist Amerika so beunruhigt darüber, dass der Iran eventuell die Raketenabwehr-Systeme von Russland bekommen könnte? Denn, Washington hat doch nicht vor, den Iran zu bombardieren, oder?
Blum: natürlich wollen sie den Iran bombardieren. Dieselben Pläne hat auch Israel. Und das sind keine illusorischen Ängste. Wie ich schon bereits gesagt habe, Washington hat über 30 Länder bombardiert. Warum sollte Washington jetzt stoppen? Der Iran ist definitives Angriffsziel der USA und Israels. Und es ist sehr verständlich, dass der Iran moderne Raketenabwehr-Systeme bekommen will. Aber andererseits mischen sich die USA im Konflikt in Jemen nicht ein, die USA haben auch nicht vor, die US-Truppen in Irak oder nach Syrien zu schicken.
Moderatorin: Manchmal hat man den Eindruck, Washington ist müde von all diesen Interventionen in jüngster Zeit.
Blum: Nein, die USA unterstützen immer noch die Feinde Syriens. Die USA tun alles dafür, dass Bashar Assad nicht an der Macht bleibt. Die USA bombardieren all die Orte und Objekte in ganz Syrien, die für Syrien militärisch von Bedeutung sein könnten. Also sie haben ihr Ziel in Bezug auf Syrien nicht aufgegeben. Und der Irak ist zurzeit der Bündnispartner der USA. Aber das war nicht immer so und in der Zukunft kann ich die Situation ändern. Man kann nicht auf heutigem Tag schauend sagen, die USA intervenieren aktuell hier und dort nicht, also soll es bedeuten, die USA suchen den Frieden. Das grundlegende und unveränderbare Ziel der USA heute, morgen und im nächsten Jahr ist und bleibt. Das muss ich zum 10. Mal wiederholen – die globale Dominanz der USA.
Moderatorin: In Ihrem Buch ‹Der Schurkenstaat› haben Sie geschrieben, wenn Sie der US-Präsident wären, würden alle US-Interventionen sofort gestoppt. Können die Amerikaner das überhaupt, ist das so einfach? Ich meine, sehen Sie sich Irak an, was dort jetzt geschieht…
Blum: Wenn ich der US-Präsident wäre, ja, das würde ich tun. Ich würde die Interventionen beenden. Aber in dem Absatz, den Sie aus meinem Buch zitierten, habe ich weiter hinzugefügt, dass man mich am 5. Tag meiner Präsidentschaft ermorden beziehungsweise auf mich einen Anschlag verüben würde. Das passiert mit den Menschen, die die imperiale Politik der USA herauszufordern versuchen. Aber dafür hätte ich eine wunderbare Zeit in meinen ersten 5 Tagen.
Moderatorin: Aber wie realistisch könnte die Änderung der US-Politik tatsächlich erfolgen, dass alle US-Interventionen tatsächlich auf einmal beendet würden? Nehmen wir Irak als Beispiel – als die Amerikaner da weggingen, erschien dort auf einmal der Islamische Staat.
Blum: Die USA haben den Islamischen Staat erschaffen. Lassen Sie mich das etwas näher ausführen. Ich möchte an der Stelle daran erinnern, dass es vor nicht so langer Zeit vier Hautstaaten gab, die säkular waren. Die USA intervenierten in Irak, dann in Libyen, wo sie säkulare Regierungen weggefegt haben. Und schon einige Jahre sind die USA dabei, die säkulare Regierung in Syrien zu stürzen. Also wem wundert es, dass der Nahe Osten heute von religiösen Fanatikern übernommen wurde? Alle möglichen Schranken und Feinde der religiösen Fanatiker hat Washington zuvor beseitigt. Also warum sollten die USA ausgerechnet jetzt damit aufhören?
Quelle: http://pressejournalismus.com/2015/04/william-blum-die-usa-sehen-sich-als-die-auserwaehlte-nation (mit Erlaubnis des Urhebers)