Toleranz
von Achim Wolf, Deutschland

Toleranz beinhaltet nicht nur die neutrale Duldung und sachliche Anerkennung der Meinungen und Überzeugungen, des Glaubens, des Charakters, der Wesensarten, der Eigenschaften und Verhaltensweisen anderer Menschen, sofern diese akzeptabel sind und nicht zum Unfrieden oder zu Streit führen. Tolerant müssen wir Menschen auch oft gegenüber Situationen, Geschehen und Dingen des Weltgeschehens sein, auf die wir selbst nur einen sehr geringen oder gar keinen direkten Einfluss ausüben können, wie z.B. Kriege, in denen sich Menschen letzten Endes sinnlos ermorden, verstümmeln und massakrieren und damit sich selbst und sehr viele mit ihnen verbundene Menschen in brüllendes Elend stürzen. Einem mitfühlenden und sensiblen Menschen kann das schwer zu schaffen machen. Aus den Kontaktberichten der FIGU im Zusammenhang mit dem seit Februar 2022 anhaltenden Krieg in der Ukraine wissen wir, dass diese psychische Last die Menschen sogar in den Selbstmord treiben kann, wenn sie nicht die nötige Neutralität in sich aufbauen können, wie es der Selbstschutz und die Verantwortung sich selbst gegenüber erfordern. Duldsam und nachsichtig in besänftigender und heilsamer Weise müssen wir in solchen Zeiten vor allem uns selbst gegenüber sein, um nicht von den Gefühlen der Macht- und Hilflosigkeit sowie der Wut und dem Zorn gegenüber den grausamen Ausartungen menschlichen Wahnsinns überwältigt zu werden. Es gilt dann, sich immer wieder zu vergegenwärtigen, dass die anderen Menschen und deren Tun und Handeln nicht von einem selbst geändert werden können und dass es das mit Abstand wichtigste ist, sich selbst zum Guten und Besseren hin zu ändern und im schöpferischen Sinne gestalterisch am Aufbau und Erhalt der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, anstelle mit den vielen Übeln der anderen zu hadern, die wir leider nicht aus eigener Kraft und Initiative beheben können. Aber wir können zu jeder Zeit in uns selbst und damit in unserer unmittelbaren Umgebung, in der Familie, im Freundeskreis, bei der Arbeit usw. positiv wirken, indem wir uns selbst zum Guten hin verändern. Die Gedanken und ihre unerschöpfliche Macht (siehe FIGU-Buch „Macht der Gedanken“) sind hierbei das allzeitig verfügbare Werkzeug unseres Bewusstseins, das wir immer und überall mit uns führen und womit wir in jeder Situation und Lage des Lebens unsere Psyche formen und gesund erhalten können und sollen. Auch die dafür notwendige Zähigkeit und Ausdauer können und müssen wir eigenständig durch die Kraft und Macht unserer Gedanken aufbauen, pflegen und erhalten. Wie das richtige Denken funktioniert und erlernt werden kann, ist im Buch „Die Psyche“ beschrieben.
Würde die Toleranz auch von den
Mächtigen der Welt nach den schöpferisch-natürlichen und damit universell gültigen Prinzipien ausgeübt werden, dann gäbe es kein krankes Machtstreben, keine ausgeartete Gier nach Macht, nach Geld, Luxus und sonstigen materiell-vergänglichen Vergnügungen. Aber leider scheren sich die Mächtigen zuallermeist nicht um die Menschlichkeit und den Frieden, sondern geben sich ihrem menschenverachtenden, zutiefst egoistischen Wahnsinn hin, womit sie Millionen und Milliarden Menschen ins Elend, in Not, Kriege und in den Untergang führen, solange die Menschen des Volkes deren abgrundtief verantwortungsloses Treiben tolerieren anstatt sie auf Lebenszeit aus ihren Ämtern zu entfernen und in die Verbannung zu schicken, wo sie über die schöpferisch-natürlichen Gesetze und Gebote belehrt werden müssten.
Befragt man die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) und die von ihr 1995 verabschiedete «Erklärung von Prinzipien der Toleranz», hat
Toleranz als Universalwert zu gelten, als «nicht nur ein hochgeschätztes Prinzip, sondern eine notwendige Voraussetzung für den Frieden und für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung aller Völker». Falsch verstandene Toleranz gegenüber Mächtigen und Wahnkranken an der Macht führt als negative Ausartung eines an sich positiven Wertes zum völligen Gegenteil des Friedens, nämlich zur Förderung von Tyrannei, Gewaltherrschaft und diktatorische Unterdrückung des Volkes durch psychopathisch veranlagte Volksverführer, was wiederum nur durch die Gleichgültigkeit, die Obrigkeitshörigkeit und das falsche Verständnis von Demokratie der Menschen möglich ist.

* Erschienen in "Stimmer der Wassermannzeit" Nr. 211, Juni 2024, Wassermannzeit-Verlag der FIGU, www.figu.org/ch